Beeinflusstes Entscheidungsverhalten

Beeinflusstes Entscheidungsverhalten

Jetzt reichts! Schon wieder die falsche Entscheidung!

Klare Situation für Dich als Trainer. Dein Spieler ist in einer guten Angriffssituation im letzten Drittel. Mit dem einen Pass durch die Schnittstelle kann euer Stürmer direkt auf den Torwart zulaufen. Was passiert? Er dribbelt weiter und spielt danach den Pass nach Außen.

Falsche Entscheidung, Chance vorbei ein Tor zu erzielen. Ausgleich verpasst und das Spiel verloren.

Du hast die Schnittstelle sofort gesehen, bestimmt auch einige Spieler und dein Co-Trainer. Selbst von einigen Eltern kommt ein stöhnen, weil der Ball nicht „durchgesteckt“ worden ist. Diese Situation kommt zwar nicht unbedingt mehrmals im Spiel vor, aber wenn, ist eigentlich glasklar was zu tun ist.

Hat der Spieler, der in der Situation war die Schnittstelle auch gesehen? Wir gehen zumindest häufig davon aus und machen damit einen Fehler:

Wir projizieren unsere Erfahrungen automatisch auf unsere Spieler.

Angenommen Du bist 34 Jahre, trainierst eine U13, hast 12 Jahre selbst Fußball gespielt und bist bereits seit 5 Jahren Trainer. Auch unzählige Bundesliga, Champions-League und EM/WM Spiele hast Du gesehen und über Spielszenen mit Kollegen diskutiert.

Allein Dein Erfahrungsschatz als Spieler ist so groß, wie deine Spieler alt sind. Als Trainer setzt Du dich zusätzlich intensiv mit Lösungsansätzen auseinander und die unzähligen genialen Momente von Messi aus der CL sind bei dir auch abgespeichert.

Diese Erfahrungen rufst Du während des Spiels immer wieder ab und forderst sie von deinen Spielern, obwohl sie möglicherweise die von dir geforderte Lösung nicht einmal im Erfahrungsschatz haben, geschweige denn technisch dazu in der Lage sein könnten es umzusetzen.

Um solche Fehler zu vermeiden, kommen hier ein entscheidender Tipp:

Stelle Dir zunächst folgende Frage:

Hat der Spieler diesen Erfahrungsschatz, den Ball durch die Schnittstelle zu spielen?

Wenn der Spieler die Erfahrung für den Schnittstellenball hat, dann stelle ihm folgende Frage:

„Erinnerst Du dich an die Angriffssituation in der 27. Spielminute, als du am 6er vorbeigedribbelt bist und dann vor dem Innenverteidiger den Ball nach außen gespielt hast? Welche anderen Optionen hast Du noch gehabt?“

Durch das Umschreiben der Situation fällt es dem Spieler leichter sich zu erinnern und sich in die Lage „zurückzuversetzen“. Mit der offenen Frage am Ende forderst Du ihn aktiv zum Reden auf, wodurch Du erkennst, ob er die Option tatsächlich gesehen hat.

Folgende Antworten sind möglich:

  • Der Spieler hat sie nicht gesehen = Der Spieler hat also Probleme in der fixierten oder peripheren Wahrnehmung von Spielsituationen.
  • Der Spieler hat sie gesehen aber nicht gewählt = Der Spieler hat entweder Entscheidungsprobleme oder Handlungsprobleme, also Probleme in der technischen Umsetzung

Hat der Spieler Probleme in der technischen Umsetzung, musst Du dich fragen, wie häufig Du den Schnittstellenball trainiert hast unter spielnahen Bedingungen.

Zusammenfassend solltest Du aus diesem Artikel folgende zwei Punkte mitnehmen:

  1. Projiziere Deine Erfahrungen nicht auf deinen Spieler
  2. Stelle offene Fragen um zu erfahren wo die Probleme beim Spieler liegen

Solltest Du Fragen haben, melde Dich gerne bei uns

Autor: Tammo Neubauer